In meinen Reiseberichten erzähle ich oft von der Stimmung oder Atmosphäre besonderer Orte wie den heißen Quellen von Tolantongo und dem gefährlichen Viertel Tepito in Mexico City. Am mexikanischen Tag der Toten, dem 2. November, war ich nachts zu einer Theateraufführung auf dem Wasser in Xochimilco, ein Gebiet durchzogen von Seen und Kanälen, das schon vor den Azteken bewohnt war. Auch hier war der Geist des Ortes, der Spiritus loci, in aller Klarheit spürbar (ein Artikel dazu folgt bald). Ich habe mich gefragt, was es für magische Orte in Deutschland gibt, die vielleicht nicht so bekannt sind wie die Externsteine beispielsweise. Doch betrachten wir erstmal, was der Spiritus loci – oder auch Genius loci – überhaupt ist.
Der lateinische Begriff bedeutet zunächst einfach „Geist des Ortes“. In der römischen Mythologie war der Genius ein Schutzgeist, oftmals dargestellt in Form einer Schlange. Und nicht nur religiöse Bauten wie Tempel besaßen einen Genius, sondern auch profane Häuser, ganze Städte und Landschaften. Eine interessante Perspektive auf den Genius loci bietet das Christentum. Hier beschreibt dieser Geist, den über die Zeit stattfindenden Aufbau spiritueller Energie durch Menschen, z. B. durch das wiederholte Beten und Kontemplieren in Kirchen und Klöstern. Je mehr und je öfter Menschen an einem Ort also zusammenkommen und sich aktiv mit dem Geistigen verbinden, desto mehr entsteht dort eine Art geistiger Abdruck dessen. Doch der Begriff taucht nicht nur in Mythologie und Religion auf. Er wird auch in der Architektur der Raumplanung verwendet. Hier definiert sich jedes Bauwerk aus der Lage und Einbettung in die Umgebung. Beschaffenheit, Größe und Proportionen, die den Nutzen bestimmen, erschaffen eine eigene Aura. So wirkt eine mittelalterliche Kirche durch ihre Architektur anders auf den menschlichen Geist als eine Lagerhalle.
In der Magie kennen wir vor allem Kraftorte in der Natur als Orte mit einem spürbaren Spiritus loci und dieser umfasst meist alle drei der genannten Deutungen. Diese Kraftorte wurden von Menschen aufgesucht, weil sie hier eine starke geistige Anwesenheit gespürt haben, was als Geist oder Schutzgeist des Ortes gedeutet werden kann. Die physische Umgebung, Wasserfälle, Hügel zum Beobachten des Sternenhimmels, Höhlen als Zugang zur Unterwelt, all das gab ihnen (wie auch in der Architektur) Aufschluss über die spirituelle Funktion des Ortes. Und zu guter Letzt verstärkte die kultische Nutzung des Ortes, das Beten, Singen, Tanzen etc. diesen Geist durch den eigenen Geist. Der Mensch ist auch heutzutage noch in der Lage den Spiritus Loci zu erfühlen und so stellen Kraftorte mächtige Kontaktpunkte für Hexen dar. Hier kann geweissagt und starke Magie gewirkt werden. Doch natürlich ist es wichtig, dem Ort mit Respekt zu begegnen. Es braucht einige Zeit, um den Geist des Ortes (in all seinen Interpretationen) zu kontaktieren und nicht immer erhält man die Erlaubnis mit ihm magisch zu arbeiten. Meditation, Visualisierung und das Schärfen der eigenen Intuition sind hier wichtige Werkzeuge, um sich vollkommen für die Atmosphäre zu öffnen und eine Erlaubnis zu erhalten. Ist der Weg frei, steht einer prägenden spirituellen Erfahrung nichts mehr entgegen.
Nun aber zu meinen Tipps für Kraftorte in Deutschland!
- Everstorfer Forst

Im Everstorfer Forst bei Grevesmühlen in Mecklenburg-Vorpommern findet man ganze 15 Großsteingräber, die sich auf zwei Gruppen aufteilen. Der sogenannte „Teufelsbackofen“ ist wohl das bekannteste Grabmal, denn ein intakter Dolmen wird zwischen dunklen Tannen von einem Steinkreis umgeben. Die Gräber stammen aus der Jungsteinzeit, von Bauern und Viehzüchtern der Trichterbecherkultur aus dem 4. Jahrtausend v. u. Z. Die Menschen früherer Jahrhunderte hielten Riesen oder Teufel für die Erbauer, weswegen die Gräber heute noch „Hühnengräber“ heißen oder eben „Teufelsbackofen“. Da ein ungeheurer Kraftaufwand für die Erbauung notwendig war, kann man davon ausgehen, dass die Grabmale eine große kultische Bedeutung für die Menschen der Jungsteinzeit hatten. Hier wurde wahrscheinlich Kontakt zum Jenseits aufgenommen und die Geister der Ahnen verehrt.
Bis heute findet man immer wieder Opfergaben im Wald, der die Gräber umgibt und Besucher berichten von einem Kribbeln und einer Kraft, die von den Steinen ausgeht.
2. Matronenheiligtum Görresburg

Bei Nettersheim in der Eifel befindet sich auf einem Hügel die Görresburg, ein gallorömischer Tempelbezirk mit einem Heiligtum der Matronae Aufaniae. Sein Ursprung geht auf einen eingefriedeten Kultplatz mit einem Erdaltar im Zentrum zurück. Der Matronenkult (von lat. matrona „Familienmutter, Dame“) war ein gallo-römisch-germanischer Kult im 1. – 3. Jahrhundert n. u. Z., der wahrscheinlich auf einen keltischen Mutterkult zurückgeht. Die Matronen werden meist in einer sitzenden Dreiergruppe auf Votivsteinen und Altären dargestellt, in der Mitte eine junge Frau mit offenen, langen Haaren und zu ihren Seiten zwei ältere Frauen mit Kopfhauben, so wie sie verheiratete und verwitwete Frauen trugen. Sie sind oft umgeben von Früchten, Blumen, Weihrauch und Bäumen, weswegen sie als Fruchtbarkeitsgöttinnen gedeutet werden. Schriftliche Überlieferungen fehlen, jedoch sprechen die Weihesteine von Gelübden, die die Gläubigen mit ihrer Errichtung erfüllt haben. Auch deuten die Beinamen der Matronen auf eine Verehrung als Wasser-, Quell- und Schutzgöttinnen hin. Die Bedeutung des Beinamens Aufaniae der Matronen der Görresburg ist leider unklar, jedoch wird davon ausgegangen, dass es sich um die einheimischen Muttergottheiten handelte. Sie wurden hier 300 Jahre lang nicht nur von den Germanen, sondern auch von römischen Soldaten und Reisenden verehrt. Noch heute findet man Opfergaben an den Matronensteinen der Anlage, die sich vor dem Panorama der Eifellandschaft erheben.
Insbesondere für Hexen, die sich mit ihren germanischen Wurzeln verbinden möchten, stellt dieser Ort einen magischen Kontaktpunkt dar.
3. Ronberg

Am Ronberg bei Völling Falkenstein in Bayern findet man Opfer- und Schlupfsteine, die auf die germanische Zeit vor ca. 2200 Jahren zurückgehen. Die Opfersteine zeichnen sich durch eingemeißelte Einkerbungen mit einem Abfluss aus, in denen das Blut von Tieropfern aufgefangen und abgeleitet wurde. Auf einem der Schlupfsteine befindet sich eine sogenannte „Schale“ auf dem überbrückenden Stein, sodass davon ausgegangen werden kann, dass ein Blutopfer gleichzeitig mit dem Ritual des Schlupfsteins vollzogen wurde. Schlupfsteine oder Durchkriechsteine bestehen meist aus zwei großen dicht beieinander platzierten Steinen mit einem Stein als Überdeckung. Durch die enge Passage zu schlüpfen wurde wahrscheinlich als Geburtsprozess gedeutet, der eine seelische Verjüngung und Reinigung, körperliche Heilung und das Zurücklassen der Vergangenheit bringen sollte. Insbesondere werdende Mütter sollen so magisch für eine einfache Geburt vorgesorgt haben.
Immer wieder wird von der magischen Atmosphäre des Waldes und der mit moosbewachsenen großen Steine berichtet.
4. Donoperteich

Rund um den Donoperteich im Teutoburger Wald findet man ein Grabhügelfeld mit Höhen von bis zu 2 Metern und bis zu 23 Metern Durchmesser aus der späten Bronzezeit um 600 – 800 v. u. Z. Archäologische Funde deuten auf eine Nutzung als Heiligtum und Kultstätte hin. Vom Teich und dem ihn umgebenen Wald wird berichtet, er besitze ein mystische Aura, der tiefe Entspannung bewirken soll. Ein Highlight stellt die Quelle des Donoperteichs dar, die sogenannte Eisenquelle mit einem hohen Gehalt an Eisen. Ein wenig versteckt wird sie von natürlichen Felsen eingefasst. Die Quelle selbst ist als Pilz gestaltet, aus dessen „Kopf“ das Wasser sprudelt. Durch den Eisengehalt ist sowohl der Pilz als auch der Boden rötlich-braun gefärbt. Im 17. Jahrhundert war die Quelle als Heilquelle bekannt, geriet dann aber in Vergessenheit.
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[…] soll. Ich kann es mir nur so erklären, dass die Menschen selbst den Geist dieses Ortes, den Spiritus loci, mit ihrer Angst und gleichzeitigen Verehrung, dem ständigen Darbringen immer neuer Puppen als […]
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