Die Dunkelheit nimmt zu. Die kahlen Bäume beugen sich im Wind, der nun gnadenlos und kalt über das Land pfeift. Immer öfter hat man das Gefühl, in der Stille der grauen Abenddämmerung nicht alleine zu sein. Die Regentropfen, das Knacken der Äste, alles scheint dicht von Geistern beseelt zu sein, die jeden Schritt beobachten. Das ist die Zeit vor Samhain, kommerziell auch als Halloween bekannt.
Mit Samhain feiern Hexen das magische Neujahr. Es findet zeitlich in der Mitte zwischen Mabon, der Herbsttagundnachtgleiche, und Yule, der Wintersonnenwende statt. Stand Mabon noch mit goldenen Blättern und Sonnentagen für den Übergang des Sommers in die kältere Jahreszeit, befinden wir uns mit Samhain nun mittendrin im Herbst. Es ist das letzte der drei magischen Erntefeste und stellt damit auch einen Abschluss des landwirtschaftlichen Jahres dar. Die Erde hat all ihre Früchte hergegeben. Das letzten Äpfel, Birnen, Kürbisse und Nüsse wurden abgeerntet. In früheren Zeiten wurden nun auch die alten und kranken Tiere geschlachtet, die den Winter wahrscheinlich eh nicht überstanden hätten. Die Natur stirbt und mit der zunehmenden Dunkelheit beginnt die Phase des Aufenthalts in der Unterwelt und der Innenkehr, bis die Sonne an Yule, der Wintersonnenwende am 21.12., neugeboren wird und das Jahresrad sich weiterdreht.

Das neuheidnische Neujahrsfest moderner Hexen leitet sich vom irisch-keltischen Fest Samhain ab. Zu dieser Zeit wurde (und wird) in Irland geglaubt, dass der Zugang zur Anderswelt offenstand. Menschen konnten sowohl in die Welt der Feen gelangen (die dem Menschen meist böswillig gesinnt waren) wie auch die Feen und alle anderen Arten von Geister in die Welt der Menschen. Dem irischen Unterweltsgott Cenn Crúach wurden Blutopfer dargebracht, um das Leben und die Fruchtbarkeit des Landes sicherzustellen. Große Feuer wurden entzündet, die reinigen und Schutz bringen sollten.
Auch die Seelen der Verstorbenen sollten in der Nacht auf den 1. November zu ihren Familienmitgliedern zurückkehren und mit ihnen gemeinsam feiern können. Da aber mit ihnen gemeinsam aber auch allerlei andere Geister aus der anders Welt zurückkamen, kam der Brauch auf, sich zu verkleiden, um die bösen Geister zu vertreiben. Auch wurde nun mithilfe von Äpfeln und Nüssen diviniert, weil die Grenze zwischen den Welten aufgelöst war. Wie man sieht, finden wir hier viele typischen Halloween-Bräuche wieder, wie das Verkleiden und das Thema des Todes.
Für Hexen stellt Samhain eben diese transformierende Kraft des Todes dar, die den Grundstein für Veränderung und neues Leben schenkt. Den Tod zu zelebrieren, bedeutet, dass Leben zu zelebrieren. Denn ein Ende ist immer auch ein Anfang.
Traditionell wird das Fest in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November gefeiert. Nach neuheidnischer Rechnung wird aber oft auch der 11. Neumond des Jahres (der Neumond als Symbol für den Tod) als Termin angegeben, der meist Ende Oktober/Anfang November stattfindet.
Simmerpot

Beginne dieses magische Neujahrsfest mit einem Simmerpot. Erhitze dazu Wasser und gib alle oder nur einige der folgenden Zutaten hinzu. Besonders eignen sich Kräuter und Früchte, die mit der Unterwelt und dem Tod assoziiert werden. Sprich Segenssprüche für die Zeit der Innenkehr beim Umrühren im Uhrzeigersinn hinein.
- Birnenscheiben
- Brombeeren
- Rosmarin
- Wacholder
- Patchouli
Lasse das Wasser ohne Deckel vor sich hinköcheln, bis die Küche bzw. ganze Wohnung von dem Duft und dem Zauber der Simmerpot-Mischung erfüllt ist. Energiesparender, aber nicht ganz so effektiv, ist ein Stövchen. Alternativ kannst du aber die meisten der Zutaten auch als Räucherung nutzen. Achte dabei aber auf eine ausreichende Belüftung.
Samhain-Meditation
Entzünde eine schwarze Kerze und eine weiße Kerze und komme bei ihrem Anblick mit Atem- und Körperentspannungsübungen zur Ruhe. Spüre tief in dich hinein und lasse das Jahr Revue passieren. Was hast du loslassen müssen? Für welche inneren Anteile ist es Zeit, zu sterben und transformiert zu werden? Welche Einstellungen, Gewohnheiten, Gefühle halten dich davon ab, dein Leben so zu gestalten, wie du es möchtest? Spüre tief in diese Blockaden hinein und gib ihnen die Erlaubnis zu sterben. Visualisiere, wie sie in der Flamme der schwarzen Kerze verbrennen. Nimm den freien Raum in dir wahr, den du durch das Verbrennen geschaffen. Dann richte deinen Blick auf die weiße Kerze. Atme bewusst ihr Licht ein und fülle dich damit. Vertraue, dass du mit dem Licht einen Samen der Transformation pflanzt, der schon bald sprossen wird. Schenke dir Dankbarkeit und puste beide Kerzen aus.
Magische Samhain-Bräuche
Richte einen Ahnen-Altar für deine verstorbenen Verwandten mit ihren Fotos, Blumen und ihren Lieblingsspeisen an. Komme bei Sonnenuntergang zur Ruhe und tausche dich mit ihnen aus. Achte intuitiv auf Botschaften und Ratschläge, die sie dir geben. Lasse in der Nacht ein kleines Licht brennen, als Zeichen, dass du sie Willkommen heißt und ihnen den Weg zu dir leuchten möchtest. Alternativ besuche deine Vorfahren auf dem Friedhof und lasse kleine Opfergaben dort. Nimm im Gegenzug ein wenig Friedhofserde mit, die du für Transformations- und Bannzauber nutzen kannst.
Organisiere ein Lagerfeuer und lade Freunde ein. Verarbeitet herbstliche Lebensmittel zu einem Festmahl (Rezepte siehe unten) und legt euch gegenseitig die Karten oder probiert andere Orakeltechniken aus. Wenn das Feuer heruntergebrannt ist, springt über die Glut für Reinigung von negativen Energien und Schutz in der Dunkelheit der Unterwelt.
Führe eine energetische Hausreinigung mit den Kräutern des Simmerpots durch und schütze dich als Hexe mit Amuletten und Sigillen vor den vielen verschiedenen Energien, die nun in beiden Welten unterwegs sind. Dann schmeiß oder besuche eine Halloweenparty, bei der du dich verkleidest.
Altar-Ideen
- Farben: schwarz, orange, lila, weiß
- Ringelblumen, Kalla, Hagebutten
- Kürbisse, Nüsse, Birnen
- Figuren von Unterweltsgottheiten, mit denen du arbeitest
- Samhain-Kristalle
- Schädel, Knochen
- Friedhofserde
Unterweltsgottheiten
- Hades (griechisch)
- Persephone (griechisch)
- Hekate (griechisch)
- Anubis (ägyptisch)
- Hel (nordisch)
- Morrígan (inselkeltisch)
Samhain-Kristalle
- Obsidian
- Onyx
- schwarzer Turmalin
- Amethyst
- Calcit
- Blutstein
Samhain-Zauber

Dieser Zauber hilft dir eine festgefahrene Situation durch die Macht des Todes zu transformieren.
Was du dafür brauchst:
- Papier und Stift
- Eine schwarze Kerze
- Deinen Hexenkessel oder eine feuerfeste Schale
- Holundersaft (ein Unterweltsbaum, sein Saft steht für Blut und damit für Tod und Leben)
- Friedhofserde (oder normale Erde)
- 1-Cent-Stück
Entzünde die schwarze Kerze und komme beim Anblick der Flamme zur Ruhe. Halte dir die Situation vor Augen, die du durch die Macht des Todes transformieren möchtest und schreibe sie auf das Papier. Sei dabei so detailliert wie möglich. Wenn du dich bereit fühlst, verbrenne den Zettel in der Flamme und lege ihn brennend in deinen Hexenkessel oder die feuerfeste Schale. Sprich dabei:
„Stirb, gib auf, es ist nun vorbei. Die Zeit für Neues rufe ich nun herbei!“
Warte, bis nur noch Asche übrig ist. Dann erhitze ein wenig Holundersaft, entweder direkt in deinem Hexenkessel oder in einem Topf. Lasse dich beim Anblick der siedenden Flüssigkeit tiefer in Trance sinken. Gib die Asche hinzu und rühre einige Male langsam im Kreis. Bitte darum, dass dir ein Symbol für Transformation gezeigt wird. Hast du es erhalten, zeichne das Symbol mit dem Saft auf einen weiteren Zettel und sprich dabei:
„Unter der Erde, neues Leben, mir zum Vorteil sollst zurück zu mir streben.“
Gib das 1-Cent-Stück als Symbol für einen neuen Anfang und Segen hinzu und falte das Papier drumherum. Vergrabe das Päckchen in der Erde und gib ggf. zusätzlich etwas Friedhofserde darauf. Bedanke dich und beende den Zauber mit den Worten: „So sei es!“
Samhain-Rezepte
Die folgenden Rezepte eignen sich zum Anrichten eines Samhain-Mahls mit Familie und Freunden, aber auch als Opfergaben für die Verstorbenen und andere Geistwesen, mit denen man arbeitet.
Holunderzauber

Das folgende Rezept eignet sich für einen Liter Holundertrank. Die Angaben können aber je nach Menge halbiert, verdoppelt etc. werden.
- 1 l Holundersaft
- Birnenscheiben
- Honig oder Sirup
- 3 Pfefferkörner
- 1 Zweig Rosmarin
Gib alle Zutaten in einen Topf und erhitze die Flüssigkeit 20 Minuten lang unter Rühren bei niedriger Temperatur. Lasse dich dabei in eine tiefe Entspannung sinken und sprich Segenssprüche für das Samhain-Fest hinein. Bringe die Flüssigkeit nicht zum Kochen.
Kürbiskuchen

- 300 g Hokkaido-Püree
- 5 TL kaltes Wasser
- 150 g Butter (ggf. vegane)
- 150 g Zucker
- 1 Pk Vanillezucker
- 2 Eier (ggf. Eierersatz, z. B. zwei EL Lein- oder Chiasamen mit 6 EL Wasser mischen und quellen lassen)
- 300 g Mehl
- 1 Pk Backpulver
- Puderzucker zum Dekorieren
Den Kürbis in kleine Stücke schneiden, weichkochen und mit der Butter pürieren. Zucker, Vanillezucker und Eier (ggf. Ei-Ersatz) in eine Schüssel geben und schaumig schlagen. Dann das Mehl mit dem Backpulver verrühren und unter die Eimasse heben. Kürbispüree vorsichtig hineinrühren und die gesamte Masse in eine gefettete Form geben. Im vorgeheizten Ofen bei 190 Grad ca. 45 Min. backen.
Während der Kuchen backt, entwirf eine Sigille für Segen und schneide sie aus einem Blatt Papier aus. Sie sollte mindesten einen Zentimeter Breite besitzen. Lasse den Kuchen abkühlen. Dann lege die Sigille auf ihn und bestreue ihn mit dem Puderzucke. Entferne das Papier und genieße den Kuchen mit Freunden und Familie.
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