Spiritualität und Magie boomen zurzeit und damit auch immer mehr problematische Ansichtsweisen, wie z. B. dass Psychosen Gaben sind, die den Kontakt zur Geistwelt ermöglichen. Doch auch der ständige Fokus auf Manifestationstechniken und positive Visualisierungen verstärken bei Menschen, die eh schon einen Hang zu Zwangsgedanken und -handlungen haben den Leidensdruck.
Das führt zu der Frage: Wo befindet sich überhaupt die Grenze zwischen Spiritualität und psychischer Störung? Psychologische Psychotherapeutin Nexieen (@plantpleasurepriestess, IG) spricht heute mit uns über dieses Thema.

Liebe Nexieen, vielen Dank erstmal für deine Zeit. Magst du dich und deinen Weg zur Psychologie und auch Spiritualität vorstellen?
Ihr Lieben, ich bin Nexi. Ich bin, neben zahlreichen anderen Facetten, Psychologin, Psychotherapeutin (mein Hauptschwerpunkt ist die Arbeit mit sexuell traumatisierten Frauen), Coach für verkörperte Geborgenheit & Sinnlichkeit und Hexe.
Während sich meine hexische-naturspirituelle Verbindung schon immer durch mein Leben gezogen hat (schon als Kind habe ich, zum Leidwesen meiner Mutter, versucht Blütenessenzen zu erschaffen), hat mein Weg in die Psychologie für mich damit begonnen, dass ich für mich selbst, mein Umfeld, die Welt herausfinden wollte, was uns wirklich in der Tiefe verändert, nährt, verbindet & unser zerbrechlich-zartes, bittersüßes Menschsein ausmacht. Insbesondere in meiner Jugend sind für mich einige wirklich traumatische Dinge passiert und ich wollte das verstehen, lösen, heilen. In mir und anderen. So habe ich, mit brennender Neugier und Begeisterung, 5 Jahre Psychologie studiert und anschließend 6 Jahre die Ausbildung zur psychologischen Psychotherapeutin gemacht. Meine Spiritualität und hexischen Anteile sind daneben auch immer weiter gewachsen. Das ging für mich immer Hand in Hand. Mittlerweile ist das für mich total ineinander verwoben. So wie sich der Archetyp der Hexe für mich auch immer u.A. in der Facette der Heilerin zeigt.
Wie unterscheidest du als Psychotherapeutin Spiritualität und den Glauben an Magie von einer psychischen Störung?
Wenn ich mit Patient*innen arbeite, schaue ich mir natürlich zunächst an, mit welchen Themen sie zu mir in die ambulante Praxis kommen. Letztlich ist bei (fast) allen psychischen Erkrankungen das Hauptkriterium immer der eigene Leidensdruck. Bspw. Kontrollieren viele Menschen, bevor sie das Haus verlassen, nochmal in der Wohnung, ob der Herd/das Licht aus ist, finden das aber total ok und kommen gut damit zurecht. Wo fängt dann genau die Zwangserkrankung an? Ich hatte auch schon Patient*innen, die mit 2-3 x kontrollieren die Kriterien für die Erkrankung erfüllt haben, u.A. weil für sie ein so immenser Leidensdruck dahinter stand.
In meinem therapeutischen Alltag in der ambulanten Praxis ist es bisher kaum vorgekommen, dass eine Person direkt als Thema mitgebracht hat, wie sehr sie unter ihrem Glauben an Magie leidet. Sehr viel häufiger erlebe ich, wie Patient*innen nebenbei ihre Spiritualität oder ihren Glauben (unabhängig davon, woran sie glauben) erwähnen und spürbar wird, dass es für sie eine Ressource darstellt. Dementsprechend leuchten bei mir keine Warnleuchten auf, wenn Patient*innen ihre Spiritualität oder ihren magischen Glauben erwähnen, sondern zunächst ordne ich das als einen Kraftbringer, einen inneren Anker, als Stärke, etc. ein.
Im Rahmen der sogenannten positiven Psychologie werden bspw. Spiritualität und Glauben als Ressourcen bezeichnet und es hat sich immer wieder gezeigt, dass sie zumeist deutlich positive Effekte auf unser Leben haben. Es gibt da wirklich unzählige Untersuchungen zu den heilsamen Auswirkungen auf Stress, psychische und körperliche Erkrankungen, Gedankenmuster, Persönlichkeitszüge, zwischenmenschliche Beziehungen, etc.
Gleichzeitig kann es leider auch negative Auswirkungen geben, insbesondere wenn die eigene Spiritualität oder der magische Glaube zu einer obsessiven Praxis wird, deutlich innere Ängste bedient, zu hohe Standards setzt oder als Flucht benutzt wird.
Achtung, ich übertreibe bei meinen Beispielen bewusst etwas, damit spürbarer wird, was ich meine:
Wenn innerhalb der Behandlung also deutlich wird, dass der Glaube/die spirituelle Ausrichtung Leiden erschafft („Ich habe mein Manifestationsritual falsch gemacht und nun wird Schlimmes in mein Leben kommen und ich habe meine Chancen auf eine glückliche Zukunft versaut.“), deutlich negative Auswirkungen hat („Ich habe alle Freundschaften verloren, weil mich „alle super schräg und komisch finden“), eine starke Beeinträchtigung des Lebens mit sich bringt, (bspw. „Ich habe im Tarot als Monatskarte den Turm gezogen, deswegen traue ich mich nicht in den kommenden 4 Wochen aus dem Haus.“) dann macht es Sinn abzuklären, inwiefern das eine psychische Erkrankung darstellen könnte.
Zum Grundverständnis: Spiritualität und Glauben lösen keine psychische Erkrankung aus. Entweder werden sie eingewoben in bestehende Erkrankungen („Ich habe eh schon Ängste und nun eben auch bzgl. meiner Ritualpraxis“; „Ich habe eh schon Selbstzweifel und nun bezweifle ich auch, ob meine Visualisierung funktioniert“) oder sie sind ein Symptom für eine psychische Erkrankung. Das wären hauptsächlich Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis sowie Zwangserkrankungen, Angststörungen, schwere Depressionen mit psychotischen Symptomen sowie die schizotype Persönlichkeitsstörung. Wie dort genau die Abklärung erfolgt, würde den Rahmen des Interviews sprengen, weil es hierbei wirklich viele Kriterien zu beachten gibt, weswegen es auch Sinn macht, wenn du die Befürchtung hast, dass es in etwas Krankhaftes abrutscht, das abklären zu lassen. Nur für deine Vorstellung hier mal vereinfacht, worauf ich beispielsweise achte: Gibt es neben dem magischen Glauben andere Symptome (wie sieht es mit Appetit, Schlaf, Konzentration, Stimmung, Antrieb, Körpergefühl, etc. aus)? Gab es aktuell belastende Lebensereignisse (massiver Stress in Form von Kündigungen, Trennungen, Tod von Angehörigen, Unfälle, etc.)? Wie lange glaubt die Person schon an Magie, Erscheinungen, etc.? Das klingt jetzt komisch, aber beispielsweise haben viele psychotische Patient*innen (die nicht unter einer chronifizierten Form leiden) in ihren Schüben Themen und Wahninhalte, die sonst für sie eher untypisch sind, d. h. wenn sie wieder aus dem psychotischen Schub raus sind, macht es für sie selbst keinen Sinn mehr. Aber auch Fragen wie: Werden Substanzen konsumiert und wie spielen sie mit rein?, Wie sieht ihr soziales Netz aus, lebt sie absolut isoliert, ist misstrauisch, distanziert, etc.? Wie ist die Person im Kontakt mit mir? Kann sie sich auf mich beziehen oder lebt sie gefühlt in einer völlig anderen Welt?

Bei welchen psychischen Problemen, denkst du, kann Spiritualität und der Glaube an Magie helfen?
Letztlich, in meiner Erfahrung: Bei fast allen, wenn Spiritualität oder Glauben auf eine hilfreiche Weise praktiziert werden. (Ausnahmen findest du in der nächsten Antwort ;))
Spiritualität kann so heilsam für dich sein. Wenn sie dich unterstützt, wirklich in dieser Welt zu landen und dich geerdet, stabil durch dein Leben führt. Und nicht wegbeamt.
Aus meinem eigenen Leben und meiner Erfahrung als Therapeutin und Coach kann ich wirklich sagen, dass eine tiefe, echte, verkörperte Spiritualität und magischer Glaube uns so viel Verbundenheit, Selbstwirksamkeit, Vertrauen, Hoffnung, Sinn, Selbstwertgefühl, Kontrollempfinden, etc. schenken können. Wenn wir sie auf eine Weise nutzen, die uns nährt, kann das wirklich eine der größten inneren Kraftquellen sein. Das sehe ich immer wieder bei mir, meinen Patient*innen und meinen Klientin*innen.
Welche psychischen Probleme können durch spirituelle Praktiken wie Visualisierung, Manifestation und magische Rituale eher noch verschlimmert werden?
Bei diagnostizierten Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis, bei schweren Depressionen mit psychotischen Symptomen, bei schweren Zwangserkrankungen, bei der schizotypen Persönlichkeitsstörung, bei schweren Angsterkrankungen: bitte vorsichtig sein. Wie du schon liest: bei SCHWEREN, da geht es letztlich darum, dass wir leider gut darin sind, wenn es uns richtig richtig schlecht geht, auch Übungen, die eigentlich positiv, heilsam wirken könnten, in einer Art und Weise anzuwenden oder innerlich zu verarbeiten, die uns schädigt. Doch auch hier ist das sehr individuell, ich würde jetzt definitiv kein magisches Ritual bei jemanden empfehlen, der eine schwere Zwangserkrankung hat, aber eine Erdungspraxis in der Natur könnte total hilfreich sein.
Bspw. sind die positiven Wirkungen von Meditation auf alle möglichen Bereiche des Lebens gut untersucht, es wird erst dann ungesund, wenn wir „das Wegfliegen der Gedanken“/ unser „monkey mind“ benutzen, uns selbst niederzumachen („Nicht mal meditieren kann ich“; „Mein Kopf ist echt völlig kaputt“) Ein Ritual durchzuführen, kann uns bspw. auf allen Ebenen darin bestärken, dass wir nun etwas loslassen, etwas Neues einladen, etc.. Wenn wir aber daraus machen: „Ohne das Ritual bin ich verloren, dann wird mein Leben sich nie bessern“, dann ist das nicht unbedingt heilsam für unsere Psyche, reduziert unsere Selbstwirksamkeit, verschlechtert unsere Stimmung, etc.. Spiritualität im Sinne von „Ich bin mehr als mein Körper, deswegen brauche ich mich nicht mehr um ihn zu kümmern“ kann leicht auf eine Weise gelebt werden, die uns nicht nährt und unterstützt.
Das ist wohl das Heikle daran: Herauszufinden, wo es dich wirklich stärkt, dir Vertrauen in dich selbst, in die Welt, in dein Leben schenkt und wo es „kippt“ und eine Art innerer Druck, To-Do oder eine Vermeidungsstrategie wird („Ich bin jetzt gerade unglaublich traurig, dann meditiere ich einfach schnell, dann verschwindet das Gefühl.“)
Woran merke ich, dass meine Spiritualität problematische Züge für meine Psyche annimmt?
Einer der Gründe, warum ich so gern mit meinen Patient*innen und Klient*innen mit dem Körper arbeite: Da kannst du es fühlen (lernen). Wenn du dir vorstellst, du wirst zu Neumond ein Ritual machen: Kribbelt es in Vorfreude in deinem Körper oder spannt sich etwas an? Fühlt es sich an wie eine Pflicht, die dich stresst oder fühlt es sich leicht, energetisierend, lustvoll an?
Letztlich geht es darum, eine immer tiefere Verbundenheit zu dir selbst zu finden und wirklich fühlen zu können, was dir gut tut und was nicht. Und wir alle kennen es, dass wir uns manchmal auch bei schönen Dingen Druck machen. Das ist ok. Finde für dich heraus, wann es kippt, wann es zu einer Pflicht wird, verbunden ist mit Angst zu versagen, etwas falsch zu machen, etc.. Dann ist das noch keine psychische Erkrankung, aber verstärkt leider dennoch bestehende Themen in dir wie Selbstzweifel, Ängste, Lustlosigkeit, Zwänge, etc..
Wenn du dein Umfeld mit einbeziehen willst, kann das ein zweischneidiges Schwert sein. Wenn du bspw. in deinem Wiccastammtisch sitzt, wirst du wahrscheinlich anders verstanden als bei einer Familienfeier. Dennoch: Wenn deine engsten sozialen Kontakte, mit denen du dich eigentlich wirklich verbunden fühlst, dir sagen: „Hui, das ist echt auffällig, seltsam, du bist so komisch in letzter Zeit“, oder du dich total isolierst und zurückziehst und das eigentlich so gar nicht deinem Wesen entspricht, macht es Sinn, dir das mal anzuschauen.
Bei Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis ist das Gemeine, das du wahrscheinlich nicht spürst, wenn es in die Erkrankung kippt. Das ist beispielsweise ein Kriterium von Wahn: Du hältst an der Überzeugung fest, egal, was im Außen an Gegenbeispielen gebracht wird. Außer du hattest schon mehrere Schübe und/oder kennst dich aus und kannst es einordnen. Dann braucht es meist tatsächlich das Umfeld.
Das ist jetzt aber wirklich der Ausnahmefall, schizophrene Erkrankungen sind wirklich, wirklich selten.
Wie ziehst du persönlich in deiner Spiritualität die Grenze zu problematischen Glaubensvorstellungen?
Für mich persönlich ist mir total wichtig, dass ich eine immer tiefere Verbundenheit mit mir selbst, meiner inneren Wahrheit, meinem Körper und der Magie des Lebens erschaffe. Das ist meine Basis und sämtliche Ideen, Gedanken, Vorstellungen, die ich in mir selbst finde bzw. im Außen herangetragen bekomme, überprüfe ich letztlich darauf hin, ob sie diese Vision unterstützen und mich näher dahin bringen.
Vor allem mit meinem Körper frage ich mich immer wieder: Was öffnet mich, was weitet mich, was erfüllt mich? Und was macht mich eng, angespannt, kleiner?
Die meisten problematischen Glaubensvorstellungen spannen uns innerlich an, egal, wie gewohnt sie sich anfühlen können.
Wenn du bisher gedacht hast: „Ich bin nicht liebenswert und vom Leben verflucht“ und nun denken willst: „Ich bin absolut liebenswert und das Universum leitet mich“, dann wird dich das auch zunächst anspannen, aber es entspricht deinen tiefsten Werten oder? Du willst dich endlich lieben können. Du willst endlich FÜHLEN können, was für ein wundervoller Mensch du bist. Du willst endlich vertrauen können. Jetzt geht es darum, das zu verkörpern und dich dafür zu öffnen. Dann macht dich dieser neue Gedanke weiter und weicher. Andererseits bei dem Gedanken: „Wenn ich dieses Ritual falsch mache, wird Schlimmes passieren“: Wie sehr ist das wirklich dein Wert? Willst du daran glauben, dass du überall Fehler machen kannst und das furchtbare Konsequenzen hat? Nein, oder? Dann geht es darum, diesen Gedanken in eine heilsamere Form zu bringen, etwa: Mir ist es wichtig, in meinen Ritualen wirklich achtsam zu sein und gleichzeitig ist es völlig ok, wenn ich es nicht „perfekt“ mache. Das ist jetzt recht grob dargestellt, problematische Glaubenssätze wirklich auf allen Ebenen fühlbar zu verändern, braucht einiges an Fokus, Zeit, Energie und manchmal auch Begleitung. Ich wünsche mir nur, dass du ein Gefühl dafür bekommst, wie heilsamere Glaubensvorstellungen aussehen könnten, dann ist das auch leichter zu unterscheiden.

Wann sollte ich Psychotherapeut*innen aufsuchen und wann Psychiater*innen?
Wenn du spürst, dass du leidest und andere Symptome dazu kommen (Schlafprobleme, Veränderungen der Libido, Appetitverlust, Antriebsprobleme, Konzentrationsprobleme, schlechte Stimmung, starke innere Anspannung, …) erlaub dir, es abklären zu lassen. Wir haben leider noch immer ein Stigma bzgl. Therapien, was uns immer wieder daran hindert, uns Hilfe zu nehmen und Psychotherapeut*innen (oder Psychiater*innen) aufzusuchen. Dabei hast du beispielsweise in Deutschland die Möglichkeit bei Psychotherapeut*innen, die über die Krankenkassen zugelassen sind, mehrere Sprechstunden und Probestunden zu nutzen. Das ist völlig kostenlos. Danach entscheidet ihr gemeinsam, ob eine regelmäßige Behandlung Sinn macht.
Bei Psychiater*innen geht es dann um Medikamente und ärztliche Begleitung. Im besten Fall arbeiten beide Hand in Hand. Es ist also egal, zu wem du zuerst gehst. Du wirst dann wahrscheinlich eh, wenn es sinnvoll für dich ist, weiterverwiesen.
Nach meiner persönlichen Erfahrung rate ich lieber früher als später zu gehen. Eine frühe Abklärung ist einfach gut, weil sie dich beruhigt, dir beim Einsortieren aktueller Themen hilft oder frühzeitig heilsame Schritte einleitet. Ich sehe oft Menschen, die sich seit Jahren oder Jahrzehnten durch ihr Leben quälen mit diesem „Ich schaff das schon alleine“ und dann mit Mitte 50/60 in Therapie kommen. Und natürlich kann da auch da eine Behandlung erfolgreich sein, aber es ist schwerer und letztlich ist das für meine Patient*innen immer wieder bitter, wenn sie realisieren: „Wow, es hätte mir so viel früher wirklich besser gehen können.“
Deswegen wenn du es spürst, das du bei einem Thema nicht wirklich weiterkommst, kannst du dir erlauben, dir jemanden an deine Seite zu holen.
Neben Psychotherapeut*innen, Psychiater*innen, gibt es ja noch ewig viel andere Menschen, Coaches, Healer*innen, Heilpraktiker*innen, etc, die dich unterstützen können, wenn du Probleme hast. Ich finde es aus fachlicher Sicht trotzdem hilfreich, es professionell abklären zu lassen. Für mein Empfinden gibt es leider viele Coaches, wo einfach dann letztlich doch der fachliche Hintergrund fehlt, gerade wenn es sich um eine psychische Erkrankung handelt. Manchmal kann das ein schmaler Grat sein zwischen „behandlungsbedürftiger Erkrankung“ und belastenden Problemen, die aber noch nicht die Kriterien für eine psychische Erkrankung erfüllen. Achte da bitte gut auf dich.
Kennst du Ressourcen oder Anlaufstellen für Menschen, die in ihrer Spiritualität ernstgenommen werden, aber trotzdem über ihre psychischen Probleme sprechen möchten?
Ich habe extra für das Interview recherchiert und leider nichts gefunden, was ich wirklich von Herzen empfehlen kann. Natürlich kannst du auf die Suche gehen nach „spirituellen Psychotherapien“ (Achtung, da kommen meist eher Heilpraktiker*innen und keine Psychotherapeut*innen, das ist ein riesiger Unterschied.), achtsamkeitsbasierter Psychotherapie, etc., aber letztlich sind Therapeut*innen sehr unterschiedlich.
Ich erlebe das immer wieder in meiner therapeutischen Praxis: Es geht um den Vibe, um das Gefühl, was du bei diesem Menschen hast. Erlaub dir zu fühlen und dich zu fragen: Wie gesehen, wie ernst genommen, wie sicher fühle ich mich? Auch wenn du ein Thema damit hast, dass du dich vielleicht generell nicht sicher bei Menschen fühlst, gibt es da auch Zwischenstufen zwischen „absolut nicht“ zu „Uww, ich glaube diese Person ist vertrauenswürdig, aber es fällt mir schwer.“
Der Punkt ist: Selbst wenn es ein Netzwerk spiritueller Therapeut*innen gäbe: Letztlich wenn einer von Kristallen überzeugt ist und die andere von Orakelkarten und dich deswegen verurteilt, bist du nicht am richtigen Ort. Du willst jemanden, bei dem du dich sicher, aufgehoben, wertgeschätzt fühlst- das musst du testen. Und dafür muss der Therapeut oder die Therapeutin nicht selbst eine Hexe sein.
Nutze die Sprechstunden und Probatorik, schau dir verschiedene Therapeut*innen an und fühl wirklich rein. Und manchmal dauert das. Ich hatte mal eine Patientin die meinte: „Wow, ich hatte jetzt 9 Therapeuten und Sie sind endlich die, bei der ich mich wohl fühle.“ Gerade bei so sensiblen Themen wie deinem tiefsten Glauben darfst du dir auch Zeit lassen, das in der Behandlung zu offenbaren.
Du darfst auf dich aufpassen.
Über Nexieen: Sie arbeitet in Nürnberg ambulant als Psychotherapeutin und online als Coach für verkörperte Geborgenheit & Sinnlichkeit. Finde sie auf Instagram unter: @plantpleasurepriestess oder unter ihrer Homepage: www.intoyouressence.net. Dort bietet sie keine Psychotherapie an, auch wenn der therapeutische Background natürlich in ihre Arbeit mit einfließt.
Ein toller Beitrag 😊
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Danke an Sonia, dass du dieses Thema/diese Themen miteinbeziehst. 🤓
Danke an Nexi, für deinen Input und deine Antworten. 😊
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