Ein Beitrag von @monicasfly (IG)
Warum hat Sie denn so viele tote Dinge zu Hause?!
Hext sie damit rum?! ODER
Hat Sie die für ein Ritual geopfert und behält die Überreste?!
Gut, genau so wenig, wie ich an ungetauften Kindern nage, töte ich Tiere für meine Sammlung oder für Rituale.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Knochen durchaus einen Platz in der Hexerei, dem Schamanismus und in gewissen Divinationspraktiken finden. Auch kann ich nicht leugnen, dass Lebewesen nach wie vor geopfert werden (wenn auch bei uns nicht mehr in dem Ausmaß verbreitet).

Jeder der schon einmal im Wald nach Knochen gesucht hat wird feststellen,
dass dies gar nicht mal so einfach ist, denn die liegen nicht einfach so neben den Wanderwegen. Sie zu finden ist ein Knochenjob. Ich persönlich differenziere ganz klar zwischen dem „bewussten suchen“ und dem „gefunden werden“. Die Knochen finden mich.
Wenn ich mich im Wald bewege, dann bin ich mit meinem Kopf, den Gedanken und der Energie ganz wo anders. Ich bin dort, wohin sich kein Wanderer verirrt, krieche durchs Unterholz wo kein Jäger durchpasst. Ich überlege nicht, wohin ich gehen soll sondern lasse mich führen. Folge den Glühwürmchen, dem Nebel, den Rufen der Vögel, den Zeichen. Ich möchte dieses Bild einer Hexe im Wald nicht romantisieren – das Gefühl, das man dabei hat spielt sich im Inneren ab. Von außen sieht man mich einfach nur über Wurzeln stolpern, da ist nix mit wallendem Elfengewand und gelocktem Haar.
Im Wald sind wir unserer Mutter so nah. Wir sind der Geburt und dem Tod so nah. Der Geruch unserer alten Leben umgibt uns. Wenn wir am Waldboden sitzen, spüren wir alles Vergangene und alles Kommende, während unsere Hände den Moosboden berühren oder sich in die kalte feuchte Erde graben, erahnen wir das Ganze, denn so wie der Waldboden komplett durchzogen von Wurzeln und mit Pilzgeflechten verbunden ist – wie unten so auch oben – sind auch wir alle miteinander verbunden in einem Netz aus Energie. Der Kopf öffnet sich, unsere Sinne sind messerscharf. Wir nehmen all diese Energien in uns auf und wenden Sie sofort und intuitiv an. Der Wald ist unsere Heimat und unsere Seelen erinnern sich augenblicklich daran, wenn man es ihnen erlaubt.
Die Geschenke kommen, wenn man Ihre Sprache spricht. Pflanzen, Steine, Federn, Zähne, Knochen. In manchen Fällen ist die Seele des Tieres noch vor Ort. In den meisten Fällen Fragmente davon! Welche Gefühle zeichnet sie in mein Herz? Möchte sie Trost? Möchte sie Zuspruch? Möchte sie mitgehen? Möchte sie weiter gehen? Ich nehme den Knochen in die Hand und „höre“ zu. Meist verändert sich die Energie. „Willst du mitkommen?“
Manche möchten begraben werden.
Manche wiederum fühlen sich wohl in meinen Händen.

Den Fund so belassen wie er ist
Nachdem ich am Fundort eine Kleinigkeit zum Dank zurück gelassen habe (meistens Äpfel),
nehme ich meine Geschenke mit nach Hause.
Dort kläre ich in Ruhe ab, ob sie gereinigt, geweiht oder so belassen werden.
Fangen wir mit letzterem an:
Wenn ich sie einfach so belasse wie sie sind, spüre ich Ihre Anwesenheit oft noch ganz lange Zeit. Manche sind schon jahrelang bei mir, andere ziehen recht schnell von selbst weiter. Ich überlasse es ihnen, behandle ihre Körper (oder die Überbleibsel davon) mit Respekt und gebe ihnen ein sicheres Zuhause wo sie geschätzt und geliebt werden, sie dürfen so lange bleiben wie sie möchten.
Ich muss glaube ich auch nicht dazu sagen, dass ich gelegentlich mit ihnen spreche.
Für mein Empfinden ist der Knochen mit all den biologischen Anhaftungen (Haare, Haut usw.) und den seelischen Anhaftungen noch ganz und gar sein „eigener Herr“. Es ist eine eigenständige Energie, die ich nicht für meine Zwecke missbrauchen oder ausbeuten möchte.
Es sind Freunde, Mitbewohner und Aufpasser für mich. Um sie zu ehren und um meine Freude über ihr Dasein zum Ausdruck zu bringen, werden sie in diesem Zustand von mir hübsch angeordnet, eingerahmt usw.. Ich fühle mich immer ganz miserabel, wenn ich ein Geschenk des Waldes bekomme und es dann länger ungeachtet in einem Schuhkarton liegen habe, weil ich nicht die Zeit finde mich bei ihm mit einem schönen Platz in meiner Wohnung zu bedanken.
Das klingt vielleicht seltsam, aber ich möchte, dass sie sich wertgeschätzt und sicher fühlen, denn das Leben für ein Tier in freier Wildbahn war oft alles andere als einfach.
Reinigung
Wenn ich den Knochen als Talisman oder für meine Arbeit verwenden möchte,
dann reinige und weihe ich sie.
Reinigen (also damit meine ich das Entfernen von Fleisch, Haar und Moosresten etc.) kann man den Knochen auf verschiedene Weise und je nach Zustand. Wenn das Tier erst kürzlich verstorben ist, entferne ich, während ich mit ihm spreche, erstmal grob Haut, Fleisch und alles was noch vorhanden ist. Ich persönlich mache das ohne Handschuhe, auch wenn es mich Überwindung kostet, denn so schaffe ich keine künstliche Barriere zwischen dem Tier und mir, ich gehe viel zärtlicher und behutsamer und vor allen Dingen BEWUSSTER damit um, denn es handelte sich einmal um ein lebendes und fühlendes Wesen. So bin ich im direkten Körperkontakt, behandle seinen Tod als etwas Natürliches und nichts, wovor man sich ekeln muss, und zolle so meinen ganzen Respekt. Dem Tier, Der Mutter und dem Tod.
Außerdem trete ich sowieso mit einem ganz anderen Bewusstsein an solche Dinge heran. Der Tod gehört zur Natur, wir sind Natur, also gehört er zu uns und ist ein Teil von uns.
Er ist doch ein alter Bekannter, wir kennen ihn seit so vielen Reinkarnationen,
er ist immer an unserer Seite und ermöglichte uns erst, da zu stehen, wo wir heute sind!
Mit dem Tragen von Handschuhen schafft man automatisch eine Distanz. Zumindest für mein Empfinden. Natürlich ist das nichts für jedermann und auch nicht ganz ungefährlich, daher soll bei solchen Dingen jeder auf sein Bauchgefühl hören!
Danach kann man den Knochen auskochen. Hier empfehle ich eine elektrische Herdplatte, die man im Freien (Garage, Balkon, etc.) benutzen kann. Der Geruch ist wirklich unangenehm und danach braucht man viele Tage und noch viel mehr Räucherstäbchen, Duftkerzen und Sprays bis man davon nichts mehr in der Küche riecht.
Nach dem Auskochen kann man die restlichen vom Knochen fummeln. Wer schon einmal eine Hühnerbrühe mit einem ganzen Suppenhuhn versehentlich zu lange gekocht hat, weiß ungefähr was einen erwartet.
Jetzt könnte man den Knochen noch mit Wasserstoffperoxid bleichen, damit er Schneeweiß wird. Ich mach das allerdings nicht, weil mir dieses Sterile nicht so gut gefällt.

Weihe
Ein ganz wichtiger Teil ist wohl das Weihen. Ich denke das ist (in den meisten Fällen) mehr oder weniger unerlässlich, wenn man – wie hier beispielsweise tierische Körperteile – für magische/rituelle Zwecke benutzen möchte. Man verbindet sich mit dem Gegenstand, dem Knochen, der Kralle, usw. und knüpft eine Art von Band.
Gut, Möglichkeiten wie man Gegenstände weiht, gibt es ja einige, auch die Reihenfolge, die Zutaten und die Worte hierfür.
Ich versuche immer so zu denken „Was würde dem Tier wohl gefallen?“ bzw. „Was würde es verstehen, wo würde es sich wohlfühlen?“ Deshalb bemühe ich mich die Weihe auch an den jeweiligen Charakter und das Leben anzupassen. Wenn zum Beispiel am Fundort (oder in der Nähe) passende Kräuter wachsen, bau ich sie auch zusätzlich in der Räucherung ein. Oder ich nehme das Wasser von der kleinen unberührten Quelle, welche in der Nähe plätschert, anstatt anderes Wasser… usw. Einen Fuchs bette ich in Moos, wo ich einen Vogel in ein Nest setzte… ich glaube ihr versteht was ich meine. Einen Knochen weihe ich auch eher im Freien (und mit Schritten, welches das Tier verstehen würde) als einen Gegenstand welchen ich im Internet bestellt habe. Und ich rede mit ihm. Ich erzähle ihm von meinen Absichten, singe ihm vor,
ich heiße ihn willkommen, ich bedanke mich und gebe der Seele jederzeit absolute Freiheit mich zu besuchen oder zu gehen.
Nun kann der Knochen auf meinen Altar einziehen.
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